Ja, gut, vermutlich war die Stimmung in Portugal am vergangenen Montag Abend nicht ganz so rosig nach der 4:0-Klatsche gegen Deutschland bei der Fußball-WM. Doch es gibt ja auch noch andere Themen, über die man sich freuen kann. Das Glücksspiel zum Beispiel. Und hier scheint die Stimmung gut zu sein, denn offenbar soll der Mark nun doch liberalisiert werden, um der angeschlagenen, sich aber langsam erholenden Wirtschaft des Landes zu helfen.
Die Wirtschaftskrise hat das Land schwer gebeutelt, so langsam erholt sich Portugal aber wieder und das Land will wieder auf eigenen Füßen stehen, anstatt sich Hilfe von der EU holen zu müssen.
Nun soll offenbar an einer weiteren Stellschraube des Wirtschaftswachstums gedreht werden und der nationale Glücksspiel-Markt liberalisiert werden.
Berichten zufolge hat die portugiesische Regierung vor, im Parlament die Frage nach Internet-Wetten noch vor der Sommerpause zu diskutieren. Bis zum 10. Juli könnte also zumindest eine richtungsweisende Entscheidung gefallen sein.
Die so genannte „Troika“ (bestehend aus dem Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission), die das Rettungspaket in Höhe von 78 Milliarden Euro an Portugal vergeben hatte, forderte das Land nun dazu auf, Änderungen in der Struktur des Online-Glücksspiels vorzunehmen.
Glücksspielmonopol vor dem Aus?
Die Forderungen der Troika wurden zu Beginn des Jahres noch fordernder – und der mögliche Steuersegen, der mit einem offenen und regulierten Online Casino Markt einhergeht, wird in Portugal inzwischen als wichtige Einnahmequelle für die Zukunft gesehen.
Im Moment unterliegt die Branche einem Monopol, kontrolliert von „Santa Casa da Misericordia de Lisboa“ (SCML), einer religiösen Stiftung mit einer mehr als 500-jährigen Geschichte.
SCML kämpft hart gegen die Liberalisierung des Glücksspiels in Portugal, denn ein solcher Schritt würde deren Umsätze erheblich einschränken.
Und diese würden dazu verwendet, um Projekte, die den Armen zugute kommen, zu finanzieren. Im Moment betreibt die SCML Lotterien und Online Casinos im ganzen Land. Doch in der letzten Zeit hat sich die SCML mehr für den Wettbewerb geöffnet – zumindest so lange sie auch von der Legalisierung profitieren.
Das Gesetz soll bald diskutiert werden
Es scheint nun also so als ob das Thema Glücksspiel-Liberalisierung noch im nächsten Monat diskutiert werden könnte.
Gesetzesvorschläge beinhalten Regularien wie sie auch in anderen EU-Ländern üblich sind: ausländische Betreiber hätten das Recht, sich um Lizenzen zu bewerben, die Steuern auf die Einnahmen könnten zwischen 15 und 20 Prozent betragen.
Für Portugal könnte das Gesetz ein wichtiger Schritt sein, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, denn das Land will sich von der Hilfe in Form von Rettungsschirmen lösen.
Und darüber freut sich auch die Troika:
Wir ermutigen die Regierung, den laufenden Prozess der Strukturreformen fortzusetzen.
Hin zum nächsten liberalen Glücksspielmarkt in Europa, von dem sich dann vielleicht auch Deutschland irgendwann endlich eine Schreibe abschneiden wird.