Spielsucht: Online Glücksspiel nicht das Problem
Wieder gibt es eine neu Studie, die sich mit dem Glücksspiel beschäftigt. Dieses Mal mit dem Online Glücksspiel. Gerade bei der Debatte um die Legalisierung von Online Casinos & Co. werfen viele angebliche Experten das Argument in den Raum, Glücksspiel im Internet erhöhe die Zahl der Spielsüchtigen. Dass diese Annahme falsch ist, belegt jetzt eine Studie aus Australien, die vielen Online Casino Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen könnte.
Es ist schnell dahin gesagt: Mit Online Casinos steigt die Gefahr der Spielsucht, weil die Casinos immer und überall und zu jeder Zeit zur Verfügung stehen. Es mag auf den ersten Blick auch nachvollziehbar klingen – falsch ist die Behauptung aber trotzdem. Online Casinos sind nicht die Wurzel des Spielsucht-Übels. Zu diesem Ergebnis kamen Australische Wissenschaftler (Beitrag auf englisch).
„Klick' Deine Maus, verlier' Dein Haus!“ proklamieren vor allem in Australien und den USA Gegner des Glücksspiels im Internet. Sie implizieren damit, dass das Zocken im Netz zu Spielsucht führen kann und dass das dem Spieler sein letztes Hemd kosten kann. Doch Dr. Sally Gainsbury von der Southern Cross Universität in Australien sieht das ganz anders:
Internet Glücksspiel verursacht kein problematisches Spielverhalten.
Natürlich können Online Casinos dazu führen, dass Spieler mit bereits problematischem Spielverhalten noch mehr Spielen und so noch mehr Geld für das Glücksspiel ausgeben als ohnehin schon – die Wurzel dieses Problem ist das Online Glücksspiel aber nicht.
Probleme tauchen bei landbasierten Casinos auf
Dr. Gainsbury fand sogar heraus, dass die meisten Probleme mit dem Glücksspiel beim stationären (landbasierte Casinos) Glücksspiel entstehen. Sind die Probleme erst einmal etabliert, wandern viele dieser Spieler ins Internet ab. Also erst, nachdem das Problem bereits besteht. Vielleicht zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich noch darüber bewusst sind, ein Problem zu haben – und sich in die Anonymität flüchten.
Die meisten Probleme mit dem Glücksspiel entstehen beim stationären „Live“ Glücksspiel.
Es ist also nicht die reine Verfügbarkeit von Online Casinos, die Spielsucht auslöst. „Es zeichnet sich nicht nur ab, dass Online Glücksspiel nicht zu Spielsucht führt“, so Gainsbury, „sondern auch dass wenn das Umfeld, in dem Menschen spielen, kontrolliert wird, das Online Glücksspiel weniger Probleme mit Spielsucht verursachen wird.“ Das Glücksspiel im Internet lasse sich also viel besser kontrollieren, es könnten ganz andere Mechanismen eingeführt werden, die problematisches Spielverhalten erkennen und die Spieler so vor sich selbst schützen können.
Online Casino Betreiber sind der Schlüssel
Nicht nur mit den verschiedenen Arten des Glücksspiels beschäftigte sich Dr. Gainsbury, sondern auch mit den Aspekten der Regulierung. Sie fragte sich was funktioniert und was nicht, wenn es darum geht, das Risiko, an Spielsucht zu erkranken, zu minimieren. So fand sie zum Beispiel daraus, dass Betreiber in der Lage wären, Werkzeuge zu entwickeln, mit denen sich problematisches Spielverhalten erkennen lasse, indem man die Interaktion der Spieler mit den Online Casinos überwacht und analysiert.
Online Casinos helften der Studie problematisches Spielverhalten zu erkennen.
Die Auswertung der Kommunikation zwischen Spielern und dem Kundenservice von Online Casinos zeigte, dass es bestimmte Faktoren gibt, mit denen vorhergesagt werden könnte, wenn ein Spieler seinen Account aufgrund von Spielproblemen schließen möchte. Solche „Marker“ frühzeitig zu identifizieren könnte dabei helfen, die Entstehung problematischen Spielverhaltens einzudämmen.
Betroffene Spieler treten demnach relativ häufig mit dem Kundenservice in Kontakt, stellen Fragen zum Spielverlauf, zweifeln Ergebnisse an, erkundigen sich wegen Problemen mit den Transaktionen oder bitten um das Wieder-Eröffnen von Accounts. Sie nehmen oft mehrmals im Monat Kontakt zum Kundenservice auf und vergreifen sich dabei manchmal auch im Ton, so Gainsbury.
Ergebnisse auch für Deutschland interessant
Die Ergebnisse der australischen Studie sind auch für den Glücksspiel-Markt in Deutschland interessant (Beitrag auf englisch). Ja, eigentlich für das Online Glücksspiel Angebot in allen Ländern. Denn Gainsbury untersuchte auch, inwieweit Verbote und strenge Regularien die Entwicklung problematischen Spielverhaltens beeinflussen.
Gainsury selbst stand dem Thema zunächst skeptisch gegenüber. Sie glaubte, dass die ständige Verfügbarkeit dieser Spiele dazu führen würde, dass sie „selbstverständlich“ würden, nichts Besonderes mehr seien und zum Alltag würden – und so letztlich eine Gefahr darstellen könnten. Doch ihre Sorgen und Bedenken konnte sie selbst widerlegen.
Damit würde auch hierzulande einigen Experten der Wind aus den Segeln genommen. Gainsbury schaute sich auch die Regularien in 30 europäischen Ländern an. Sie konnte keinen Zusammenhang feststellen zwischen einer besonders strengen Handhabe, Lizenzsystemen, der Verfügbarkeit von Glücksspielen und der Entwicklung von Spielsucht feststellen.
Den oftmals zitierte Zusammenhang zwischen Online Casinos und Spielsucht gibt es nicht.
Es scheint also klar: Den oftmals zitierte Zusammenhang zwischen Online Casinos und Spielsucht gibt es nicht. Er wurde von den Gegnern nur „herbei gewünscht“ und kann wissenschaftlich nicht belegt werden. Schade nur, dass solche Studien es offenbar häufig nicht bis dort hin schaffen, wo sie eigentlich Gehör finden müssten: Bei denen, die die Gesetze machen.