Die Vorgänge im Gehirn von Süchtigen zu erforschen ist für Wissenschaftler ein interessantes Tätigkeitsfeld. Sie erhoffen sich daraus Erkenntnisse zur Behandlung von Süchten zu gewinnen. Forschern an der Universität von Granada wollen jetzt herausgefunden haben, dass bei Spielsüchtigen Gehirnfunktionen beeinträchtigt sind, die der Entscheidungsfindung dienen.
Die Wissenschaftler haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede im psychologischen Profil und in den Funktionen des Gehirns von Spielsüchtigen und Kokain-Süchtigen untersucht.
In zwei Artikeln, die vor Kurzem im Magazin „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht wurden, bestätigten die Wissenschaftler, dass Kokain mehrfach negative Auswirkungen auf die Funktionsweise von Gehirnarealen hat, die für die Impulskontrolle zuständig sind.
Bisher vermutete man diese Störung nicht bei Spielern, da deren Sucht nicht durch giftige Substanzen ausgelöst wird.
Die Forschungen, die an der Universität von Granada durchgeführt wurden, zeigen aber, dass auch spielsüchtige Personen Funktionsanomalien in Bereichen des präfrontalen Kortex zeigen.
Diese stehen im Zusammenhang mit der Schwere der Sucht und beeinflussen die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen.
Negative Gefühle schlecht fürs Spiel
Die Wissenschaftler erklären, dass „diese schlechten Entscheidungen die Fähigkeit der Betroffenen beeinflusse, Verluste zu erkennen und zu bewerten, selbst wenn diese nicht finanzieller Natur sind“.
Die Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass Spieler eher die Tendenz haben, schlechte Entscheidungen zu treffen, wenn sie negative Emotionen, wie Angst oder Trauer spüren.
Aus den gesammelten Daten erstellten die Wissenschaftler „praktische Leitlinien für die Behandlung beider Süchte“.
Darin schreiben die Forscher, dass es vor allem bei der Behandlung besonders schwerer Fälle von Spielsucht unbedingt erforderlich sei, auch die emotionalen Probleme anzugehen, die das Bedürfnis zum Spielen auslösen.
Außerdem sollen Spielsüchtige ein spezielles Training erhalten, das ihnen zeigt, wie sie Verluste und deren Folgen adäquat einschätzen.
Die Studie wurde von Wissenschaftlern der Universität von Granada aus der Abteilung „Mind, Brain and Behavior Research Center“ (CIMCyC) in Zusammenarbeit mit der „Gesellschaft für Spieler in Rehabilitation“ (AGRAJER) und den „Royecto Hombre“ Rehabilitationszentren durchgeführt.