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Zehn Gründe gegen ein Leben in Las Vegas, Teil 3

Dritte Teil der Serie von VegasRex über das Leben, den Alltag und den Wahnsinn in Las Vegas.

5. Die Gestapo

Der Vorfall, der sich ereignete, als ich auf dem Weg zur Notaufnahme war, war vermutlich der wichtigste Faktor, warum ich Las Vegas so schnell verlassen wollte.

Vorgänge wie die Schießereien mit Trevon Cole und Erik Scott vor dem Costco-Laden im letzten Jahr untermauerten nur, was ich ohnehin schon wusste.

Die Polizisten von Las Vegas sind völlig durchgedreht.

Das Fass zum Überlaufen brachte dann vor zwei Wochen eine weinende Frau, der ich auf einem Parkplatz vor einem Supermarkt begegnete, als sie gerade ausgeraubt worden war.

Während der letzten Monate wurde ich in Las Vegas paranoid. Ich schrieb einige negative Artikel über das Metropolitan Police Department und wusste, dass meine Zeit vermutlich abgelaufen war. Es ist nicht schwer, einen Blogeintrag mit einem Unfallbericht abzugleichen, daher war mir nach meinem Aufenthalt in der Notaufnahme klar, dass die Polizei von Las Vegas mich durch mein Kennzeichen und die Stromrechnung ausfindig gemacht hatte. Entweder würden sie sich auf mich selbst oder meine Familie stürzen, und die Frage lautete nicht „ob“, sondern „wann“ sie es tun würden.

Es half mir auch nicht weiter, dass die Vormieter in meinem Haus (angeblich) Drogendealer waren. Zweimal bekamen wir Besuch von der Polizei, weil diese einen Haftbefehl gegen die Vormieter vollstrecken wollte, und in beiden Fällen mussten wir unsere Ausweise vorlegen, um zu beweisen, dass wir nicht die Verdächtigen waren.

Es drohte zu eskalieren. Mir war klar, dass „kriminelle“ Vormieter ein mehr als ausreichender Grund dafür waren, dass unser Haus jederzeit gestürmt werden konnte. Außerdem wusste ich, dass jemand aus meiner Familie leicht wegen einer „verstohlenen Bewegung“ erschossen werden konnte. Davor hatte ich Angst und fühlte mich wie eine Anne Frank im Neonlicht.   

Momentan ist die Polizei von Las Vegas überbesetzt, da in den fetten Zeiten zu viele Leute eingestellt wurden, und diese Polizisten müssen Festnahmen und Beschlagnahmungen vornehmen, um den Betrieb zu finanzieren. Nachdem die Steuereinnahmen zurückgegangen sind, greifen die Gesetzeshüter zu „kreativen Maßnahmen“, um die Löhne bezahlen zu können. Das ist der Grund, warum die Polizisten jemandem einen Strafzettel über 500 Dollar aufbrummen, der es eilig hat, ins Krankenhaus zu kommen.

Ständig wird in Häuser eingebrochen, werden Leute verletzt oder getötet und die Polizei von Las Vegas ermuntert aktiv die Bürger, ihre Nachbarn anzuzeigen, wenn ihnen etwas Außergewöhnliches auffällt.  

Das hat abschreckende Wirkung.

Ich übertreibe nicht, wenn ich Las Vegas im Jahr 2010 als totalen Polizeistaat bezeichne. Wirklich. Die Polizei kontrolliert die Stadt und kann ungestraft tun, was sie will. Dazu gehört auch, kaltblütig Menschen umzubringen.

Die Polizei von Las Vegas besteht hauptsächlich aus Zugezogenen, die keinerlei Verbindung zu der hiesigen Gemeinschaft haben. Die meisten von ihnen kommen zur Ausbildung nach Las Vegas, um später irgendwann in einer richtigen Stadt Dienst zu tun. Dadurch ist die hiesige Polizei im Grunde eine Besatzungsmacht und die Bürger der Stadt sind ihre Versuchskaninchen. Ihre Übungsobjekte. Ihre Crashtest-Dummys.

Meiner Meinung nach geht die Polizei von Las Vegas mit den Bürgern der Stadt mit der gleichen Einstellung um wie die amerikanischen Truppen mit den Bewohnern von Bagdad. Mit Verachtung, Argwohn und Geringschätzung.

Während meines Aufenthalts in Las Vegas hatte ich mehrere Begegnungen mit der Polizei und jedes Mal verhielt sie sich einfach nur unprofessionell.

Man könnte natürlich behaupten, ich wäre das Problem gewesen, aber diese Annahme halte ich für falsch. In der Gegenwart von Polizisten bin ich gefügig und antworte brav mit „Yes, Sir“ und „No, Sir“. Ich bin so höflich und respektvoll wie möglich. Außerdem hasse ich die Polizei entgegen der landläufigen Meinung gar nicht deswegen, weil ich ein Krimineller bin, der mehrfach verhaftet wurde. Ich musste mehrere Bußgelder bezahlen, aber ich wurde nie festgenommen. Ich lehne Polizisten nicht ab, weil sie meine kriminellen Späße durchkreuzten. Ich bin gar nicht kriminell.

Die Polizei von Las Vegas ist feindselig, gefährlich, dumm und brutal. Vielleicht gilt dies nicht für alle, aber auf jeden Fall für jeden, dem ich begegnet bin.

Meines Erachtens ist ein Polizeistaat ein triftiger Grund wegzuziehen und für jeden klugen Menschen ein unüberwindbares Hindernis, Las Vegas als Heimat zu bezeichnen.

 

6. Verkehr

Jahrelang habe ich versucht, möglichst viel zu Fuß zu machen, aber Las Vegas ist schlicht keine Stadt zum Spazieren oder Herumlaufen. Die Straßen sind eine halbe Meile lang, haben meist keine Zebrastreifen und sowohl Autofahrer als auch Polizisten sind Fußgängern gegenüber überaus feindselig gestimmt. 

Häufig habe ich etwa beobachtet, wie Polizisten auf extrem langen Straßen ohne Zebrastreifen Übergangs-Verbotsschilder anbrachten. Um die Straße zu überqueren, musste man buchstäblich eine halbe Meile oder noch weiter bis zur nächsten Ampel laufen, und die Polizei wusste ganz genau, dass viele über die Straße flitzen würden, anstatt 10 bis 20 Minuten Umweg auf sich zu nehmen. Es war, als würde man Fische in einer Tonne fangen. Anstatt die Stadt dazu zu bringen, zur öffentlichen Sicherheit Zebrastreifen auf die Straße zu malen, entschloss sich die Polizei, die schlechte Stadtplanung als Einnahmequelle zu nutzen. Das ist eine für Las Vegas typische Lösung eines für Las Vegas typischen Problems.

Ich habe es auch mit dem Fahrrad versucht, aber das war genauso wenig praktikabel. Die meisten Autofahrer in Las Vegas kommen aus den Vorstädten oder den ländlichen Gegenden und reagieren mit unverhohlener Feindseligkeit, wenn sie ein Fahrrad sehen. Sie hupen, schreien aus dem Fenster, werfen mit Gegenständen und ihr ganzes Verhalten ist einfach zu gefährlich, um es auszuhalten.

Die einzige Alternative zum Autofahren ist daher in Las Vegas der Busverkehr.

Leider sind die städtischen Busse jedoch die unzuverlässigsten, mit denen ich je gefahren bin. Ich will nicht gemein sein, aber die Anzahl der Rollstuhlfahrer, die täglich den Bus benutzen, macht es für unversehrte Menschen unmöglich, den Bus auf dem Weg zur Arbeit oder zu wichtigen Verabredungen zu benutzen.

Bei über 40 Grad Außentemperatur ist es außerdem nicht möglich, an einer Bushaltestelle zu warten und anschließend an seinem Fahrziel anzukommen, ohne wie Courtney Loves unrasierte Achselhöhle zu riechen.

Natürlich gibt es noch die Einschienenbahn, aber wenn Sie wie 99 Prozent der Bevölkerung von Las Vegas nicht innerhalb der 3-Meilen-Zone leben, sind Sie ähnlich arm dran.

Kurz gesagt, es gibt keinen brauchbaren Personennahverkehr in Las Vegas.

Das ist für eine Großstadt mit 2 Millionen Einwohnern unverzeihlich.

Hier geht's zum zweiten Teil

Und hier geht's zum vierten Teil

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