Das Blackjack-Genie Edward Thorp
Er ist eines der frühen Spielergenies und stellte die Casinowelt auf den Kopf. Die Rede ist von dem Amerikaner Edward Thorp, der zu Beginn der 1960er Jahre eine Methode beim Blackjack entwickelte, die selbst weniger erfahrenen Spieler ein Begriff ist: Das Kartenzählen.
Dabei hatte Thorp ursprünglich mit Glücksspielen gar nichts am Hut. Der 1932 in Chicago geborene Thorp legte eine klassische Universitätslaufbahn hin und promovierte im Jahr 1958. Drei Jahre später wurde er Professor in Mathematik, ehe für die amerikanischen Casinos das Verhängnis begann.
Sein Freund Claude Shannon führte ihn in die Casinowelt von Las Vegas ein, und recht schnell entbrannte Thorps Interesse für Blackjack. Nachdem er einige Spiele absolviert hatte, kam er zu der Überzeugung, dass es eine mathematische Methode geben müsse, mit der der Spieler einen Vorteil gegenüber dem Casino erzielen konnte.
Systematisch analysierte Thorp das Spiel und simulierte mit einem Computer seiner Universität Milliarden von Blackjack-Händen, um die mathematischen Grundlagen möglichst genau zu erfassen. Obwohl die Rechenleistung nicht einmal annähernd mit der Kapazität eines heutigen Laptops vergleichbar war, war der von Thorp benutzte Computer so groß, dass er einen ganzen Raum füllte.
Der Qualität von Thorps Erkenntnissen tat dies aber keinen Abbruch. Durch seine Berechnungen und Versuche war es ihm möglich, das System zu entwickeln, das bis heute als Kartenzählen bekannt ist. Dabei wird allen gegebenen Karten ein Wert (+1 / 0 / -1) zugeteilt, und während des Spiels mitgezählt.
Je mehr niedrige Karten vom Dealer bereits aus dem Stapel ausgeteilt wurden, desto stärker steigen die Chancen auf hohe Karten und damit auf Siegchancen des Spielers, so die bahnbrechende Erkenntnis Thorps. Mit entsprechend höheren oder niedrigeren Einsätzen kann der Spieler so einen Vorteil von 1 bis 5 Prozent gegenüber dem Casino erzielen.
Thorp hatte eine profitable Methode für Blackjack ermittelt, die den Casinos viel Geld kostete. Zusammen mit Shannon räumte er an einem durchschnittlichen Wochenende bis zu 50.000 Dollar ab und erregte damit bei den Casino-Betreibern unerwünschte Aufmerksamkeit.
Das Prinzip des Kartenzählens war zu dieser Zeit völlig unbekannt und da die beiden Freunde regelmäßige große Gewinne einfuhren, vermuteten die Verantwortlichen der Casinos Betrug. Mit Videoaufzeichnungen untersuchten sie deren Spiel, konnten aber nichts Verwerfliches entdecken. Schließlich baten sie Thorp, das Casino zu verlassen, da er schlicht und ergreifend zu viel gewann.
Das Rätsel für die Casinos löste sich im Jahr 1962, als Thorp das Buch „Beat the Dealer“ veröffentlichte, das bis heute ein Klassiker ist. Noch bevor er im Jahr 1966 eine überarbeitete Neuauflage herausbrachte, hatten ihm die Verkäufe ein Vermögen eingebracht.
Weniger gut lief es dagegen für die Käufer des Buchs, die oftmals das Verfahren des Kartenzählens falsch anwendeten und so Verluste erzielten, die wiederum den Casinos überraschende Gewinne einbrachten. Im Verlauf der Zeit gingen die Casinos aber auf Nummer Sicher und verhinderten jegliches Kartenzählen, indem sie die Anzahl der gleichzeitig im Spiel befindlichen Stapel dramatisch erhöhten.
Edward Thorp aber hatte noch lange nicht genug. Nachdem er die Blackjack-Welt auf den Kopf gestellt hatte, landete er als nächstes beim Backgammon. Auch für dieses Spiel entwickelte er eine Zählmethode, die dem Spieler einen langfristigen Vorteil verspricht. Und schließlich wandte er sich dem Finanzmarkt zu, um dort Kapital aus seinem mathematischen Genie zu schlagen.
Das Ergebnis überrascht kaum. Mit Versicherungen und Hedgefonds verdiente Edward Thorp ein Vermögen, weltweite Berühmtheit aber erlangte er mit seiner revolutionären Gewinnerstrategie für Blackjack.
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