Gerne präsentieren sich die Casinos mit dieser Forderung in ihrer Außenwerbung. Ein Casinobesuch am Abend ist ein einzigartiges Erlebnis in einem besonderen Ambiente. Das Besondere wird in unserem Casino durch einen Dresscode betont, der „Stilvoll und gepflegt“ ist. Worte, mit denen die Casinos betonen, dass bei Ihnen ein Kostüm oder Anzug erwünscht ist und jegliche andere Bekleidung als Beleidigung des Hauses empfunden wird.
Ihr Gedanke scheint dabei zu sein; die Welt der Casinos wäre nur halb so schillernd, wenn nicht entsprechende Kleidervorschriften bestehen, die den Spielern genau vorgeben, wie sie sich während ihres Casinosaufenthalt zu kleiden haben. Als hofften sie durch solche Forderungen ihre glamouröse Historie wieder zu beleben. Einer Zeit, in der die Casinos noch elegante von Luxus und Passion geschwängerte Spielpaläste waren, die jeden Abend einen atemberaubenden Cocktail der Verführung boten.
Aber wie das Wort es bereits bezeichnet, es ist nur noch „Historie“! Die Spielergenerationen haben sich schon lange verändert und einer technokratischen Neuzeit angepasst. Aus Geld, Adel und Prestige wurde ein Konsumartikel für die Massen. Dazu gibt es in den meisten Casinos einen immer größeren Anteil an Spielautomaten. In fast allen Casinos sind diese wohlformulierten Gebote nach einem Dresscode nicht mehr, als eine substanzlose, an ihrem eigenen Gestank sich näherende Wortblähung.
Fashion ist heute nun einmal ein dehnbarer Begriff, und so ist für jeden Besucher eigentlich alles erlaubt. Eine großzügige Toleranz, die nicht nur an dem neuen, immer weiter anwachsenden Besuchertypus der zahllosen Pokerspieler liegt, die ihren eigenen postmodernen Streetwear-Style kreieren. Die Kapuzen teilweise tief über ihre Gesichter gezogen, so dass man weder ihre Mimik noch die ungesunde Blässe ihrer Haut sieht, kombinieren sie traditionelle Kleidungselemente, mit Arbeiterkleidung und zeitgenössischem Sportswear. Nein Mode ist heute von Niemandem und für Niemanden mehr einzugrenzen.
Mode heißt - Provokation, Aufmerksamkeit erregen sowie mit Phantasie, Kreativität und extrovertierte Modeentwürfe immer neue internationale Trends zu setzen, die dem jeweils gewählten Publikum Inspiration und Überraschungen zeigen. Ob auf der Straße, im Restaurant, der Disco , es gibt so gut wie kein zu heiß, zu kurz, zu viel Lack, zu viel Leder, zu viel Transparenz, zu viel Dekor und Blümchenstoffe, zu viel Asymmetrie, verschobene Proportionen, offene Nähten und karger Purismus; fast jeder Entwurf findet heute seine gebührende Anerkennung.
Und so dürfen die Frauen auch in den Casinos auftreten. Wenn diese nicht gerade Strandkleidung und Flip-Flops bevorzugen, können Mädels so ziemlich jeden modischen Geschmack, jedes Feuerwerk an Kreationen den kritischen Augen der Saalchefs präsentieren. Dieses gilt nicht nur für die Casinos in den südlichen und östlichen Ländern wie Portugal, Spanien, Frankreich Griechenland, Italien, Griechenland, Serbien, Bulgarien, Slowenien Kroatien usw. sondern auch für Österreich, die Schweiz und Deutschland. Von den USA will ich überhaupt nicht sprechen, da sind auch Beachwear und Flip-Flops möglich.
Etwas eingeschränkter gilt dieser modische Freiraum für uns Männer. Doch auch wir müssen nirgendwo mehr einen Anzug tragen, und ein Sacco ist nur in den mitteleuropäischen Ländern ein Muss.
Wer jedoch denkt dieses müsste stilvoll sein, ein Symbol der Eleganz, ein optischer Beleg, dass man sich diesen Besuch und hohe Einsätze auch leisten kann, der unterliegt einem Irrtum. Ein Sacco halt, ob billig ob schäbig ist gleichgültig. Hauptsache ein Sacco, und in den Bayrischen Casinos ist auch noch ohne Krawatte ein No-Go. Dort besteht auch keine Ausnahme. Wer sich an diese Etikette nicht hält, der wird nicht eingelassen. Mir hat man in einem Armani Anzug ohne Krawatte den Eintritt verweigert, während einer wilden Kombination aus gestreifter Krawatte und billigsten, karierten Polyester Sacco über einer Hose mit Hochwasser, der Eintritt gewährt wurde. Das als kleine Ergänzung zu „stilvoll und gepflegt“.
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