Könnten Ratten der Durchbruch in der Forschung um ein Heilmittel der Spielsucht sein? Zumindest glauben das die Forscher, die mit den kleinen pelzigen Nagern Experimente machen. An der Universität von British Columbia wollen Wissenschaftler „Spielsucht“ bei Ratten erfolgreich mit Medikamenten behandelt haben.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Zeitschrift „Biological Psychiatry“. In ihrem Artikel schrieben die Wissenschaftler, dass bei Menschen der Impuls zur zwanghaften und oft zerstörerischen Wiederholung des Spielens schon ausgelöst wird, wenn sie sich in einer Casino-Umgebung befinden oder am Spielautomaten gewinnen oder beinahe gewinnen.
Forscher Paul Cocker setzte seine Ratten einem ähnlichen Umfeld aus, um zu zeigen, dass die Nagetiere die gleiche Tendenz entwickeln wie Menschen.
Die Ratten suchten für den Verlust von „zwei Kirschen“ fast genauso sehr eine Belohnung wie für den Gewinn von „drei Kirschen“, so die Studie.
Im Verlauf der Studie verwendete Cocker Medikamente, die den Dopamin-Rezeptor D4 gezielt angingen. Er konnte so den Zwang der Ratten, den Belohnungshebel bei einem Beinahe-Verlust zu drücken, verstärken oder verringern.
„Unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass wir durch die Blockierung dieser Rezeptoren in der Lage sein könnten, die belohnenden Aspekte eines Beinahe-Verlustes, die beim Glücksspiel eine Rolle zu spielen scheinen, zu reduzieren“, stellte Cocker fest.
„Ratten sind sehr gut darin, eindeutige Gewinne zu erkennen, wenn alle drei Lichter leuchten. Und sie sind auch gut darin zu erkennen, wenn keine Chance auf einen Gewinn besteht. In den Fällen dazwischen, wenn es mehr Kirschen gibt – haben die Tiere eine höhere Erwartung einer Belohnung.“
Dieses Verhalten kann man Cocker zufolge auch bei Menschen beobachten, die spielen. Zwanghafte Spieler können einen Gewinn und einen Verlust intellektuell sehr wohl erkennen.
Studien mit Spielern, deren Gehirnströme gemessen wurden, zeigen aber, dass bei den Spielern bei einem Gewinn und einem Beinahe-Verlust ähnliche neuronale Schaltkreise aktiv sind.
Die große Erwartungshaltung, eine Belohnung zu erhalten, bemächtigt sich pathologischen Spielern. Cockers Studie versucht außerdem herauszufinden, welcher Teil des Gehirns für die Spielsucht verantwortlich ist.
Dazu suchen die Forscher in verwandten Strukturen, die an Freude, Belohnung und Sucht beteiligt sind.
„Spielsucht wird zunehmend als Verhaltenssucht bezeichnet, ähnlich wie Drogen- oder Alkoholsucht. Aber wir wissen vergleichsweise wenig darüber, wie man die Probleme von Spielern behandelt“, so Cocker.
Neuere Studien lägen nahe, dass Dopamin-Medikamente, die bei der Behandlung von Parkinson-Erkrankungen verwendet werden, manchmal Auslöser für Spielsucht-verhalten sein können. Um Spielsucht wirklich behandeln zu können, wird noch einiges an Forschung erforderlich sein, so das Team um Cocker.