Zehn Gründe gegen ein Leben in Las Vegas, Teil 1
Nun, Ihr wusstet ja, dass es passieren würde, und ich muss zugeben, dass mir dieser Artikel wesentlicher leichter fiel. Er fiel mir so leicht, dass ich mich dazu zwingen musste, mich mit gut 5000 Wörtern kurz zu fassen und ihn in mehrere Teile aufzuspalten.
Fairnesshalber muss man sagen, dass ich Las Vegas nicht zum Spaß beschimpfe. Ich versuchte die Stadt wirklich zu mögen. Im Ernst.
Vergesst nicht, ich mochte die Stadt so sehr, dass ich von zu Hause weggegangen und mit hohen Kosten hierher gezogen bin. Ich habe hier sechs Jahre gelebt und (inklusive dreier Umzüge innerhalb der Stadt) alles versucht, dass es mir hier gefällt. Fast alle, die sich auf die Fahne schreiben, Las Vegas zu mögen, und meinen, ich würde die Stadt grundlos ans Kreuz schlagen, können das nicht von sich behaupten.
Ich saß nicht herum und redete von einem Umzug nach Las Vegas, sondern brachte meinen Hintern hoch und tat es. Ich kam, sah und lebte hier, stürzte mich ins Getümmel und erlebte alles aus erster Hand.
Es gibt schlicht einen Teil der Bevölkerung, der den Mythos Las Vegas lieber intakt halten will. Eine andere Gruppe von Menschen verdient damit Geld, hier zu leben und/oder aus finanziellen Interessen Werbung für Las Vegas zu machen.
Beide Gruppen hassen mich und werden sich durch diese Liste beleidigt fühlen. Das ist nicht mein Problem. Gehören Sie eindeutig zum Lager derer, die Las Vegas lieben, ist dies keine Sonntagslektüre, die Sie sich gern zu Gemüte führen. Denken Sie an diese Warnung.
Alle anderen sollten diese Liste als das begreifen, was sie ist.
Mein ehrliche und unerschrockene Meinung.
1. Das Wetter
Dies ist mit Abstand der Hauptgrund, warum ich hier nicht mehr leben kann.
Im Allgemeinen muss ein Planet folgende drei Dinge vorweisen, damit es auf ihm Leben geben kann: Flüssiges Wasser, Nährboden und eine Energiequelle,
In Las Vegas gibt es nur eins davon – die Sonne als Energiequelle.
Pro Jahr gibt es in Las Vegas nur 101,6 Millimeter Niederschlag. Zum Vergleich beträgt der Durchschnitt bei amerikanischen Städten ungefähr 1.000 Millimeter, also das Zehnfache von Las Vegas. Der Wassermangel in Kombination mit der großen Hitze sorgt dafür, dass das Leben unmenschlich wird. Vermutlich nennt man solche Regionen deshalb Wüste, weil das normale Leben verwüstet wird.
Natürlich kann man drin bleiben und die Klimaanlage sechs Monate im Jahr laufen lassen … aber dann muss man so Scherze wie ständig erneuerte Luft, Nasenbluten, trockene Augen, trockene Haut und generelles Unwohlsein hinnehmen, das sich unbegreiflich „falsch“ anfühlt. Menschen sind nicht dafür geschaffen, in künstlichen Klimas zu leben. Gut, John Travolta muss dies aus gesundheitlichen Gründen, aber der Rest der Menschheit muss eine solche Erniedrigung nicht ertragen.
Zwar sind die Winter in Las Vegas angenehmer, aber nur ein wenig. Das Wetter ist immer noch sonnig und trocken, aber statt der Hitze bläst permanent ein kalter Wind, der alle Aktivitäten im Freien genauso unangenehm macht wie im Sommer.
Heiße und trockenes Wetter wirkt sich auch negativ auf geistige Tätigkeiten wie Lesen und Schreiben aus. Ich glaube fest, dass das Wetter die Erklärung für die allgemeine „Trübheit“ der Bevölkerung von Las Vegas ist, und das gilt aus meiner Sicht nicht nur für diejenigen, die hier geboren sind. Schon nach wenigen Jahren fiel es mir deutlich schwerer, mich zu konzentrieren und meine kreativen Tätigkeiten aufrechtzuerhalten. Las Vegas ist dem Denken oder kreativen Schaffen nicht zuträglich, sondern dem Feiern und gedankenlosen Schreien von Sätzen wie „Vegas, Baby!“.
Ich verstehe, warum Touristen das Klima angenehm finden, und auch ich halte das Wetter einige Wochen am Stück gut aus. Doch mit der Zeit nutzt sich alles ab, was irgendwann den Reiz des Neuen hatte. Glaubt mir, 40 Grad Celsius sind eine Woche nett, doch nach 90 Tagen am Stück ist es einfach nur schwül.
Acht bis zwölf Wochen pro Jahr ist das Klima von Las Vegas im herkömmlichen Sinne „perfekt“, doch diese drei Monate reichen einfach nicht aus, um die neun Monate Leiden auszugleichen.
Selbst wenn alles andere in Las Vegas großartig wäre, könnte ich wegen des Wetters nicht hier leben.
Doch das ist bei jedem anders.
2. Die Leute
Dieser Punkt konkurrierte um den Spitzenplatz, aber ich musste ihn schließlich auf Platz 2 setzen, weil ich noch ungefähr ein Dutzend Freunde in Las Vegas habe und dort tatsächlich einige brauchbare Leute leben … allerdings sind diese sehr dünn gesät.
Der Ruf von Las Vegas ist der Grund, warum die Stadt die Leute anzieht, die ich als die unteren 10 Prozent der amerikanischen Bevölkerung bezeichne. Im Grunde sind es Leute, die nirgendwo sonst erfolgreich wären, gemischt mit Leuten vom Land oder aus den Vorstädten, die überzeugt sind, dass sie ihre glanzlose Vergangenheit mit einem Bad im hellen Neonlicht des Strips von Las Vegas wegspülen können.
Frank Sinatra sang einst über New York, dass „man es überall schaffen kann, wenn man es dort schafft“, und bis zu einem gewissen Grad stimme ich ihm zu. New York ist ein extrem darwinistischer Ort, an dem man sich sehr anstrengen muss, um sich von der Menge abzuheben. Im Allgemeinen werden die Angeber und Unbegabten schnell aussortiert.
Las Vegas ist das diametrale Gegenteil von New York. Die Stadt zieht eher eine Bevölkerungsschicht an, die es „dort“ einfach nicht schafft – wobei „dort“ jeden Ort bezeichnet, an dem man Kompetenz braucht.
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Häufig ziehen Leute nach Las Vegas, um sich neu zu erfinden. Obwohl sich dies nicht schlecht anhört, führt es zu einer Stadt ohne Identität, weil sehr viele Menschen hier eine Identitätskrise haben.
Neben den Leuten, die eine glanzvollere Existenz anstreben, zieht Las Vegas auch sehr viele Menschen an, die „den schnellen Reichtum suchen“. Diese sind überzeugt, dass sie nach Las Vegas kommen und ohne Umschweife eine Menge Geld gewinnen. Schlägt dieser Plan fehl (und das tut er immer), werden sie verbittert, zornig und unhöflich.
Die letzte Gruppe von Menschen, die Las Vegas anzieht, sind die Spinner.
Im Allgemeinen gibt es zwei Arten von Spinnern auf der Welt:
1. Introvertierte Intellektuelle, Kreative, Vegetarier und Außenseiter
2. Seltsame Leute mit wenig Intellekt und Stalker-Neigungen, die vermutlich mindestens drei Leichen im Keller haben.
In Las Vegas gibt es viele Spinner, aber kein einziger gehört zur ersten Kategorie, sondern alle zur zweiten.
Orte wie Austin, Olympia, Portland und Berkeley ziehen mehr Leute aus der ersten Kategorie an, während Las Vegas nur Leute aus der zweiten anzieht. Den Grund kenne ich nicht.
Unter all den verlogenen und kontaktfreudigen Draufgängern, verkommenen Alten, Organtouristen, Betrügern, peinlich Ungebildeten und den einfach nur gruseligen Gestalten habe ich mich in Las Vegas nie komplett wohl gefühlt.
Fallen Sie unter eine der genannten Kategorien, kenne ich die richtige Stadt für Sie.
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