Ein Eklat! Dürfen Spielbanken – oder Haushaltslöcher im Allgemeinen – mit dem Verkauf wertvoller Kunstwerke gestopft werden?
Diese Frage ging in den vergangenen Tagen durch die Medien nachdem bekannt wurde, dass die Aachener Spielbank zwei Gemälde des US-amerikanischen Pop-Art-Künstlers Andy Warhol versteigern möchte.
Darf ein Spielbank-Betreiber das?
Diese Frage beschäftigte auch den Landtag Nordrhein-Westfalens. Die Parteien waren sich uneins: Die Piraten forderten ein Verkaufsverbot, gemeinsam mit CDU und FDP will man die Kunstwerke in die Kunstsammlung NRW überführen.
Doch die Rot-Grüne Regierungskoalition will den Verkauf nicht stoppen. Morgen, am 12. November 2014 ist es so weit, dann versteigert das New Yorker Auktionshaus Christie's den „Triple Elvis“ und die „Four Marlons“ von Andy Warhol. Verkauf garantiert.
Andy Warhol (auf Wikipedia)
Ein Künstler, der wahrhaftig Kunstgeschichte geschrieben hat, ist Andy Warhol . Er ist der Mitbegründer und bis heute wichtigste Vertreter der amerikanischen Pop Art. Das ist eine Kunstrichtung, die sich vor allem mit der Welt des Konsums und der Medien beschäftigt und sich Motive daraus entlehnt und fotorealistisch darstellt.
Mit dem Gemälde „Campbell's Soup Cans“ erlangte Andy Warhol weltweiten Ruhm. (Andy Warhol, 1928 – 1987)
Ein gutes Geschäft für WestSpiel
Beide Gemälde sind etwa zwei Meter hoch und zeigen Stars, mit denen Andy Warhol häufig gearbeitet hat. Auf dem Bild „Triple Elvis“ ist Elivs Presley in schussbereiter Pose dreifach zu sehen. Entnommen hat Warhol das Motiv aus dem Western „Flammender Stern“ (auf IMDB). Das zweite Bild zeigt den vierfachen Marlon Brando in einer Szene aus dem Film „Der Wilde“ (auf IMDB).
Zusammen könnten die Gemälde der WestSpiel-Gruppe etwa 100 Millionen Euro einbringen. Damit hätte der Spielbank-Betreiber ein sehr gutes Geschäft gemacht. Ende der 70er Jahre hatte die Gruppe die beiden Siebdrucke für insgesamt etwas mehr als 380.000 DM gekauft.
Sollten beide Bilder wirklich für 100 Millionen Euro über den Tisch gehen, würde WestSpiel 80,6 Millionen Euro erhalten, der Rest ginge an den ebenfalls sanierungsbedürftigen Staatshaushalt von Nordrhein-Westfalen.
Spielbank Bremen will auch Kunst versteigern
Von der Idee, eigene Kunstwerke zu verkaufen, zeigt sich auch die Bremer Spielbank angetan. An dieser Spielbank hält die WestSpiel-Gruppe 51 Prozent, die restlichen Anteile hält die Stadt Bremen über die Landesbank. Die Stadt hat sich zum Vorhaben des Kunstverkaufs durch die Spielbank bislang noch nicht geäußert. Aber offenbar hofft man, dass es doch nicht zum Verkauf der Kunstwerke kommt.
Die Spielbank Bremen will zwei Gemälde von Paula Modersohn-Becker, die beide 1902 entstanden sind. Ganz so wertvoll wie die Warhols sind die beiden Gemälde „Häuser, Birken und Mond“ und „Anbetung“ nicht, mehrere hunderttausend Euro könnten sie der Spielbank dennoch bringen.
Zur Zeit hängen die Gemälde im Bremer „Paula-Modersohn-Becker-Museum“ - der Verkauf der Gemälde wäre für das Haus ein herber Verlust, denn ursprünglich kaufte der Gründer des Museums 1907 die beiden Bilder dem Ehemann der Malerin ab.
Paula Modersohn-Becker (auf Wikipedia)
Die aus Dresden stammende Künstlerin zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen des frühen Expressionismus.
Vierzehn Jahre war Paula Modersohn-Becker künstlerisch tätig, in dieser Zeit hat sie 750 Gemälde und etwa 1.000 Zeichnungen geschaffen.
Sie starb 1907 nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde im Alter von nur 31 Jahren. (Paula Modersohn-Becker, 1876 – 1907)
Die Museumsleiterin Verena Borgmann hat indes keine Angst, die Bilder zu verlieren, denn man sei dabei, eine Lösung zu finden. Ob es bereits einen möglichen Käufer gäbe, der die Bilder dem Museum weiterhin zur Verfügung stellt, wollte Borgmann nicht verraten.
Vielleicht könnte die Sparkasse einspringen, das vermutet zumindest der ehemalige Direktor der Bremer Kunsthalle, Wulf Herzogenrath. Sie könnte helfen, dass die beiden Gemälde nicht wie die Warhols aus Aachen versteigert werden und als Leihgabe im Museum bleiben könnten.
WestSpiel (Webseite)
Die Westdeutsche Spielbanken GmbH & Co. KG betreibt sieben Spielbanken in Deutschland, unter anderem in Bremen, Aachen und Erfurt. Das Unternehmen mit Sitz in Duisburg gehört über die NRW.Bank dem Land Nordrhein-Westfalen.
Durchschnittlich 1,2 Millionen Besucher kommen jährlich in die Spielbanken der WestSpiel-Gruppe, die Umsätze sind allerdings rückläufig.