Mit einem Online-Markt im Wert von 9,3 Milliarden Dollar und einem Strip, der wieder schwarze Zahlen schreibt, hat der amerikanische Glücksspielmarkt ein tolles Comeback hingelegt.
Wenige Tage bevor auf Ultimate Poker die erste „legale“ Online-Pokerhand gespielt wurde, versuchten die Analysten von Morgan Stanley die Zukunft des amerikanischen Glücksspielmarkts im Internet einzuschätzen. Dabei kamen Zahlen heraus, die Begeisterung auslösten.
Bevor der Unlawful Internet Gambling Enforcement Act (UIGEA) in Kraft trat, wurde der amerikanische Glücksspielmarkt auf 5,6 Milliarden Dollar geschätzt, doch die neuen Zahlen von Morgan Stanley schätzen den Markt auf 9,3 Milliarden Dollar – also so hoch ein wie die beiden Metropolen Atlantic City und Las Vegas zusammen.
Nachdem die Aktie von Boyd Gaming im April um 11 Prozent stieg, meldete sich einer der Top-Analysten von Morgan Stanley zu Wort und kündigte an, dass der legale amerikanische Glücksspielmarkt im Jahr 2014 einen Wert von 670 Millionen Dollar haben werde, der dann bis 2020 auf 9,3 Milliarden steige.
“Konkret heißt dies, wir vermuten, dass das Online-Glücksspiel in den USA im Jahr 2020 so viel Umsatz erzielt, wie momentan der Las Vegas Strip (6,2 Milliarden Dollar im Jahr 2012) und Atlantic City (3 Milliarden Dollar im Jahr 2012) zusammen.
Die Wiedergeburt von Las Vegas
Während sich die Glücksspielbranche durch die Renaissance des Online-Markts auf knallende Champagnerkorken im Jahr 2020 einstellt, hat sich in der Live-Szene, also den realen Casinos, bereits eine Menge getan, vielfach feiert man schon heute die Umsätze des laufenden Jahres.
Nach den harten Jahren der Wirtschaftskrise, die die durchschnittlichen Ausgaben eines Amerikaners für Glücksspiel und damit verbundene Reisen laut PBS von 626,50 Dollar im Jahr 2005 auf 481,57 Dollar im Jahr 2009 sinken und manche schon vermuten ließ, die Zeit des Mekkas des Glücksspiels sei vorbei, sieht die Sache für Las Vegas heute schon deutlich freundlicher aus.
Ein Jahrzehnt lang gingen die Glücksspielumsätze wegen der Rekordzahlen im Bereich der Arbeitslosigkeit und der geplatzten Immobilienblase – vom Atlantic als „Ground Zero der Immobilienblase bezeichnet, bei dem Konstrukteure Häuser für Konstrukteure bauten, die Häuser für Konstrukteure bauten“ – in den Keller, während gleichzeitig in Macao die Umsätze unaufhaltsam anstiegen, doch heute erfreut sich Sin City wieder steigender Zahlen.
An dieser Graphik (von David G. Schwartz, Universität Nevada) kann man die v-förmige Rezession erkennen, die die Glücksspielbranche in Las Vegas bis 2010 hinnehmen musste, ehe die Umsätze wieder stiegen und ein ähnliches Niveau wie vor der Krise im Jahr 2007 erreichten.
Rekord: 59 Prozent der Steuereinnahmen Nevadas stammten vom Strip
Obwohl Las Vegas schon seit dem Ende des letzten Jahrhunderts versuchte, neue Umsatzquellen außerhalb des Glücksspielsektors zu erschließen, erreichte der Unterschied zwischen Glücksspielumsätzen und anderen Umsätzen erst 2012 ein neues Rekordhoch. Mittlerweile macht das Glücksspiel nur noch ein Drittel aus, während der Rest nun auf nie zuvor dagewesene fast 65 Prozent stieg (siehe Graphik unten).
Eine gesunkene Abhängigkeit von Glücksspielumsätzen ist von Vorteil, wenn diese Branche in einer Krise ist, doch ist es natürlich noch besser, wenn diese neues Wachstum erfährt und sich gestiegene Umsätze im Glücksspielsektor mit den anderen Umsätzen der regionalen Wirtschaft ergänzen.
Gemäß neuester Zahlen des Nevada Gaming Control Board haben die Casinos auf dem Strip von Las Vegas in den ersten beiden Monaten 2013 mit 696.102.184 Dollar den größten Gewinn aller Zeiten erzielt und damit 31 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2011.
Die Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel sind um 4,4 Prozent gestiegen, im laufenden Jahr wurden bislang knapp 4,4 Millionen abgeführt (59 Prozent des gesamten Staates Nevada), und damit bereits mehr als die Hälfte des Gesamtsumme von 2012, die sich auf gut 6 Millionen belief.
Mit am meisten vom Wachstum im Jahr 2013 profitierte der Besitzer der Las Vegas Sands Corporation, Sheldon Adelson, dessen Firmengruppe deutliche Kursanstiege erlebte und Rekordumsätze mit einem Plus von 5 Prozent in Macao, Las Vegas und Singapur bekannt gab.
Ebenfalls im Plus sind MGM und Wynn (beide in Las Vegas und Macao aktiv), die je 2,3 Prozent zulegten.
Dennoch bremste John Kempf, ein Analyst von RBC Capital Markets, in einem Interview mit dem Investor Business Daily die Euphorie, indem er anmerkte, dass ein Teil des „ungewöhnlichen“ Wachstums mit der Feier des chinesischen Neujahrs zusammenhängen könne, das in diesem Jahr viele asiatische Spieler in Las Vegas und nicht wie üblich in Macao feierten.