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Pokerstrategien im Fußball-Management Teil 17: Die dunkle Seite

13. April 2012 10:50am By: Harald Pia

Grundsätzlich sind Pokerspieler „einsame Wölfe“. Nächtelang sitzen sie vor dem Computer oder am Spieltisch, ihre Nerven vibrieren, ihre Konzentration gehört ausschließlich ihren Karten und angespannt träumen sie von einem lukrativen Gewinn. Sie belasten durch ihr Verhalten nicht nur ihr familiäres Umfeld, sondern viele entwickeln den gesellschaftlichen Stereotyp eines Außenseiters.

Aktuelle Studien ergaben, dass bedingt durch die permanente Auseinandersetzung mit Strategien, psychologischen Finessen und Einsamkeit viele Pokerspieler zwar eine überdurchschnittliche Intelligenz auszeichnet, sie dafür aber auch über eine Mangel an emotionaler Zugänglichkeit verfügen. Abgegrenzt  von anderen Gruppierungen und Cliquen eröffnet sich für sie dann plötzlich eine Möglichkeit sowohl ihre Isolation aufzusprengen, als auch ihre Gewinnwahrscheinlichkeiten zu erhöhen.

Sie finden einen Partner mit dem sie betrügerisch zusammenarbeiten können. Jetzt sind sie nicht mehr alleine, sondern sehen sich als Teil einer verschworenen Gemeinschaft, die ihre gemeinsame Intelligenz optimiert und dazu nutzt, die andern Spieler am Tisch (Online oder Live) mit betrügerischen Mitteln abzuzocken.

Kein schlechtes Gefühl belastet sie, sondern ganz im Gegenteil, Genuss und Freude, die auch einst ursächlich für ihr Pokerspiel waren, kehren verstärkt zurück. Diese Partnerschaften sind nicht kurzfristig angelegt, sondern bei einem gemeinsamen Erfolg intensivieren sich diese über die Jahre und oberstes Ziel wird es, ihre betrügerischen Fähigkeiten zu vervollkommnen. Entschuldigungen für ihr mieses Verhalten werden schnell gefunden.

Die beliebteste ist und bleibt: „Das geschieht überall, und wenn die Deppen sich von uns abzocken lassen, so sind sie selber schuld.“ Im Endeffekt sehen sie jeden gelungenen Betrug nur als Beleg ihrer überlegenen Intelligenz und sind noch stolz darauf.

Genau das gleiche Denken zeichnet die meisten Fußballberater aus, nur finden sie ihre Partner überwiegend nicht bei anderen Beratern sondern in den Vorständen diverser Vereine (vor allem in Ost- und Südeuropa).

Die Initialzündung geht meist von dem Vereinsmanager aus, wie auch bei dem konkreten Beispiel über das ich euch hier schreibe.

Ausgangssituation war, dass ein Präsident eines griechischen Vereins einen neuen Swimmingpool benötigte. Die dafür anfallenden Kosten beliefen sich auf 60.000 €. Auf das morgendliche Schwimmen im eigenen Pool wollte er nicht verzichten, wohl aber auf eine Minderung seines eigenen Kapitals, und so unterbreitete er folgenden Vorschlag.

Der Verein benötigte einen zusätzlichen offensiven Mittelfeldspieler, und als finanzielle Anreize wurden 200.000 € Gehalt, 300.000 € Ablöse und ein Handgeld von 100.000 € bereit gestellt. Das Handgeld war in Relation zum Gehalt so üppig, weil der Verein bei der Auszahlung seiner Gehälter immer wieder in Verzug geriet. Dass die Spieler schon einmal ein paar Monate auf ihr Geld warten müssen, ist übrigens keine Ausnahme, sondern in vielen Ligen Alltag. Die Idee des Präsidenten: Die von ihm angesprochene Agentur sucht ihm einen geeigneten Spieler, aber das Handgeld erhält nicht der Fußballprofi sondern wird zwischen  Präsidenten und Agentur 60:40 geteilt.

Natürlich kommt für so ein Geschäft kein Spieler aus der eigenen Agentur in Betracht. Irgendwann würde der Spieler in naher Zukunft feststellen, dass er kein Gehalt ausgezahlt bekommt und bei Rückfragen von den andern Spielern höchstwahrscheinlich auch erfahren, dass diese als zusätzliche Zahlung ein Handgeld erhalten haben. Warum sich als Agentur solch einen Stress aussetzen, wenn auch Alternativen bestehen.

Die Aufgabenstellung verlangt jetzt lediglich eine Agentur zu finden, die einen möglichst jungen Spieler mit den entsprechen Fähigkeiten unter Vertrag hält und zum andern so klein und unbedeutend ist, dass sie einem später keine größeren Probleme bereiteten kann. Irgendwann findet man den geeigneten Kandidaten, überzeugt ihn von den guten Transferkonditionen (natürlich ohne Handgeld) und teilt mit ihm die reguläre, anfallende Beraterprovision.

Wenn dieser Berater nach 2 Monaten nervös anruft, und höflich fragt ob man etwas von einem Handgeld weiß, sagt man einfach nein und schickt ihn zum Teufel. Wie will er auch das Gegenteil beweisen, wenn der Vereinspräsident mit einem zusammenarbeitet und es keine Quittungen gibt.

Der Berater hat halt Pech gehabt und muss jetzt die Probleme mit seinem Spieler alleine lösen. Wer abgezockt wird ist selber schuld. Ein erbärmliches Denken, aber in dieser Szene absoluter Standard. 

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