Ihr seid keine unerfahrenen Anfänger; eure Pocket Karten, die Community Cards, Pott Odds und Outs, alles wurde von euch richtig berechnet und alles spricht für einen Gewinn. Bei jedem eurer gerechtfertigten Einsätze besaß eure Hand die eindeutig besseren Chancen und dann müsst ihr schockiert erleben, dass ihr in dieser Runde doch noch geschlagen werdet.
Euer Gegner hatte sich an keine der gängigen, gut zu kalkulierenden Pokerstrategien gehalten und war mit einer Kartenkonstellation im Spiel geblieben, die ihn zu einem Fold hätte verpflichten müssen. Ein ausgewiesener Zocker (oder Glückspils), der auf das eigentlich Unwahrscheinliche im River hoffte und auch noch belohnt wurde. Unter den Pokerjüngern dieser Welt wird solch ein (für den Verlierer) deprimierendes Szenario als Bad Beat bezeichnet.
Bad Beats gehöre zum Reiz des Pokerspiels dazu, und ihr dürft niemals, auch bei einem sogenannten Unvorhersehbaren Bad Beat (wenn eine starke Hand z.B. ein Straight Flash von einer noch stärkeren z.B. Full House geschlagen wird), im Anschluss eure Nerven verlieren, heiß laufen und nun unkonzentriert spielen.
Reagiert ihr auf einen Bad Beat durch eine Aufgabe eurer Spielsouveränität, dann nennt euch der Pokerslang getilted und ihr könnt auch gleich aufstehen, eure Chips nehmen und die Kloschüssel runterspülen. Das spart euch wenigstens Zeit, denn im weiteren Verlauf des Abends verliert ihr mit solch einer psychischen Konstitution euer verbliebenes Geld auf jeden Fall.
Dass sich ein sicher geglaubter Gewinn aus einem Transfer in ein Nichts auflöst, gehört auch zu den (leider nicht seltenen) Erfahrungen eines Fußball –Beraters. Die Hauptursachen für diesen Bad Beat lassen sich in 4 Gruppen klassifizieren.
- Spieler springt ab
In vielen Fällen entspricht das Angebot des neuen Vereins nicht in allen Punkten den Idealvorstellungen des Spielers. Gehalt, Sicherheit für Einsatzzeiten, Land, Liga, Berufsmöglichkeiten für die Freundin, irgendetwas erscheint meist nicht perfekt. Er hat zwar zugesagt, die Verträge liegen unterschriftsreif vor, der Flug ist gebucht und dann führt er am Abend vor der Abreise noch ein klärendes Gespräch mit seiner Freundin, und plötzlich ändert er seine Meinung. Um dieses Risiko zu minimieren verbringt jeder erfahrene Berater die letzten 24 Stunden vor dem Transfer gemeinsam mit seinem Spieler.
- Nachforderungen
Abgesprochen war ein 1-Jahresvertag für einen Trainer zu einem Gehalt von 150.000 €. Der Verein unterschreibt und jetzt verändert der Trainer sein Ansprüche und wünscht einen 2 Jahres Vertrag sowie zusätzlich 100.000 € für seinen Assistenten. Hätte man diese Kondition von Anfang an so ausgehandelt, wäre ein Deal möglich gewesen. Doch jetzt fühlt sich der neue Verein nur abgezockt und sagt ab.
- Basis für ein Gegenangebot
Es ist nicht unüblich, dass ein Transfer binnen 24 Stunden realisiert sein muss. Auch hier ging es wieder um einen Trainer. Anruf eines ausländischen Vereins. „Wir haben gerade unseren Cheftrainer gefeuert und sind an dem bei euch unter Vertrag stehenden Trainer sehr interessiert. Wir bieten bis zum Rest der Saison 20.000 € monatlich, aber die Zusage muss innerhalb von einem Tag vorliegen.“ Kurzfristig überzeugen wir unseren Trainer dem Angebot zuzustimmen und erhalten am nächsten Tag eine Mitteilung, dass der Club mit dem ehemaligen Assistenztrainer verlängert hat. Die Zusage wurde ausschließlich dazu genutzt, die Ansprüche des bereits vorher präferierten Aspiranten zu senken.
- Verletzung
Sehr unangenehm für den Spieler, sehr unangenehm für den Berater, aber niemals auszuschließen. In allerletzter Sekunde verletzt sich der Spieler und der Verein sieht von einer Verpflichtung ab.
Wie beim Pokern sind diese Bad Beats ein fester Bestandteil des Fußballgeschäft. Höchst ärgerlich, aber man muss sie mit professioneller Nonchalance akzeptieren.
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