Bluffen, sie ist die bekannteste, die am meisten diskutierte Pokerstrategie. (Obwohl sie bei weitem nicht so häufig eingesetzt wird, wie es uns die vielen Fernsehübertragungen der großen Pokerturniere glauben lassen.) Solltest du dagegen niemals bluffen, bist du berechenbar und verpasst mögliche Gewinnchancen. Deshalb wissen die erfolgreichsten Pokerspieler ganz genau, wann der Zeitpunkt gekommen ist zu einem Bluff anzusetzen und wann man sich besser zurückhält.
Grundlegende Ratschläge oder mathematische Berechnungen zu welchem Moment es sinnvoll ist zu bluffen, gibt es nicht.
Entscheidende Faktoren sind mit Sicherheit: Art der Gegner - Anzahl der Gegner - Dein Image am Tisch - Deine Lesefähigkeit deiner Gegner - Die Community Cards - Die Größe des Pots - Deine Position.
Schlussendlich ergibt sich ein Bluff aber immer aus der aktuellen Situation, und es obliegt deiner Menschenkenntnis abzuschätzen, welche bessere Hand dein Gegner halten könnte, und wie viel er bereit ist dafür zu bezahlen. Eine Gewinnwahrscheinlichkeit besteht für dich nur dann, wenn du mit deinem Bluff diesen Betrag deutlich übertriffst.
Gelingt dir dann dein Bluff, so gibt es (abgesehen von Turniergewinnen) nur wenige Augenblicke in dem Leben eines Pokerspielers, die erhabener sind, die einem ein intensiver empfundenes Gefühl der Überlegenheit seines strategischen Denkens schenken.
Ganz ohne bluffen wird man auch im Fußballmanagement langfristig nicht bestehen. Und genauso wie beim Pokern sollte man über die Nervenstärke verfügen, genau den Moment abwarten zu können, an dem sich ein Bluff rentiert.
Es ist die für einen Fußballberater grauenvollste Situation. Du partizipierst ausschließlich an den Transfersummen, der Vertrag deines Spielers läuft im nächsten Jahr aus, aber dieser fühlt sich bei seinem aktuellen Club ausgezeichnet akzeptiert und will dort für einen längeren Zeitraum verlängern. Gerade jetzt, gerade wo er auf einem spielerischen Höchstniveau agiert und sich mehrere international renommierte Spitzenclubs für ihn interessieren. Die Hunderttausende von Euros die bald in deiner Tasche klingen sollten, laufen Gefahr sich in ein nebulöses Wunschgebilde zu verwandeln. Den Todesstoß für deine monetären Ambitionen setzt dir dann das neue, höchst lukrative Vertragsangebot, was ihm sein derzeitiger Club unterbreitet.
Wäre man auch nur ein wenig an den persönlichen Vorlieben seines Spielers interessiert, so würde man dieses Geschäft nun abharken und sich auf andere Alternativen konzentrieren.
Dem ist natürlich nicht so. Nein, dieses Geld steht dem Berater zu, und jetzt muss eine Taktik entwickelt werden, die einen dabei unterstützt, diese Summe doch noch zu bekommen. Das Zauberwort heißt jetzt Unruhe stiften. Man wartet bis der nächste Verein nachfragt, ob der Spieler unter Umständen für einen Wechsel bereit steht, und sagt ja. Und zwar nicht nur einfach ja, sondern man lässt dazu über die auflagenstärksten Medien verbreiten, dass der aktuelle Verein nur noch auf ein geeignetes Höchstangebot wartet.
Gerade Spitzentechniker sind ausgesprochen sensible Spieler. Sobald sie eine Unsicherheit verspüren, verlieren sie 10-20% ihrer Leistungsfähigkeit. Ein Prozentsatz der ausreicht, dass der häufig beschriene „Unterschied“ wegfällt. Wem sollen sie jetzt auch glauben? Auf der einen Seite garantiert ihnen der Verein ihrer Unersetzlichkeit und eine Vertragsverlängerung, auf der anderen Seite müssen sie in dem Medien lesen, dass ihr Berater schon ermächtigt wurde mit andern Vereinen zu verhandeln. Resultat dieser perfiden Taktik ist, sie spielen von Wochenende zu Wochenende schwächer und schwächer. Solange bis der aktuelle Club froh ist, dass überhaupt noch Anfragen mit solch hohen Transfersummen existieren.
Wir haben so agiert, und wir haben gewonnen. Zwar hat uns der damals betroffene russische Verein mit lauten Schmähbekundungen bedacht und der Spieler nach seinem Wechsel zu einem italienischen Spitzenclub den Vertrag mit uns gekündigt, aber damit kann und muss ein Berater leben! Bei Vertragsverlängerung wäre der Spieler im Anschluss zu alt gewesen, als dass die Agentur das große Geld mit ihm hätte verdienen können.
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