Etwas über acht Wochen befand ich mich jetzt schon auf meine großen Reise durch die Casinos in Europa, als ich einen kurzen Zwischen-Stopp in Deutschland einlegte. Meine Strategie hatte sich als erfolgreich bewiesen. Jetzt erhoffte ich eine etwas größere Akzeptanz für meine Entscheidung in meinem Bekanntenkreis zu finden. Ich hatte nicht verloren, stand nicht kurz vor dem Ruin, sondern verfügte sogar über mehr Barmittel als noch vor der Reise. Ich kannte meine Freunde, alle entsprachen dem Typ „Ungläubiger Thomas“. Wenn nicht einer von ihnen, mich über einen längeren Zeitraum beim Spiel beobachten konnte, auf Grund meiner Anweisungen auch Geld gewann, würden sich ich ihre Einstellung niemals ändern. Mir schwebte ein guter Bekannter vor. Kein Spieler, kein Ungeduldiger, da bestand eine realistische Möglichkeit ihm die Strategie erfolgreich zu vermitteln Nur wer frei von jeglicher Sucht und hektischer Erregung war, konnte die erforderliche Ruhe aufbringen stundenlang das Spiel zu begleiten, zu beobachten und geduldig den Moment abzuwarten, an dem er eingreifen durfte. Bevor er sich dazu entschloss mich über zwei Wochen auf meiner Europa-Tour durch die Casinos zu begleiten, wünschte er mich einmal im Casino Hohensyburg zu erleben. Ich wollte ihn vor allem locken, zu erkennen geben, dass es mir nicht nur um einen möglichst leichten Weg des Gelderwerbens ging. Also setzte ich keine Chips, sondern belegte die Überlegenheit meines Systems, ausschließlich durch korrekte Voraussagungen. Nachhaltig bewies ich dazu, dass es sich bei meinem System nicht um eine Zauberformel handelte, die einem ermöglichte mal eben im Vorbeigehen ein paar hundert Euro im Casino zu gewinnen. Geschenkt wurde einem dieses Geld nicht. Es war Arbeit, eine Auseinandersetzung mit einem exzellent ausgebildeten und hochmotivierten Gegner. Doch gerade dieser Aspekt der Mühsal überzeugte meinen Freund davon, dass es sich bei meiner Strategie nicht nur um eine Spinnerei handelte, sondern doch ernster zu nehmen war, als er es vorher eingeschätzt hatte. Jetzt war er neugierig, jetzt wollt er es näher ergründen. Er entschloss sich, für ein gemeinsames Training über Luxemburg, Frankreich nach Spanien mit mir zu reisen. 14 Tage, die ihm ermöglichten zu beurteilen, was er als Vergleich auch suchte. An einem anderem Leben teilzuhaben, ein ruheloses und suchendes Dasein, außerhalb aller Normen, immer unter Anspannung, immer alleine, immer in Bewegung, immer Bestandteil einer durch Krankhaftes durch Manipulationen geprägten Umgebung. Diese Erfahrungen so glaubte er für sich, würden ihm dabei unterstützen besser zu erkennen, was ihm in seinem Leben schon alles geschenkt worden war.
Vierzehn Tage folgten nun, in dem ich mit meinem Freund von Casino zu Casino hetzte. Wir verbrachten die Nächte in den mit Gier verseuchten Spielsälen und hielten und über die Tage mal in billigen Hotels, mal am Strand und manchmal auch nur im Auto auf. Vierzehn Tage in der ich ihm all mein Wissen über Croupiers, Zahlenverteilung und meine Strategie vermittelte. Mein Freund bewies sich als ausgesprochen talentiert. Die Anlagen seiner psychischen Natur zeichneten ihn, mit den hierfür benötigten, wichtigsten Eigenschaften aus. Niemals Geldgierig sein, einer schier unerschöpfliche Besonnenheit und einen sicheren Instinkt für die zur Manipulation bereiten Croupiers. Diese Eigenschaft war bei ihm noch besser ausgeprägt, als bei mir. Benötigte ich viele Indikatoren, um einen Croupier zu erkennen, der dazu bereit war die Spieler unter der Unterstützung seiner manuellen Fähigkeiten in den Verlust zu führen, so reichten meinem Freund meist nur ein Blick in die Gesichter der Croupiers aus. Nach den zwei Wochen, hatte ihn meine Strategie überzeugt. Genauso gewiss war er sich aber darüber, niemals solch ein Leben führen zu könne. Zu anstrengend waren die vergangen Tage für ihn gewesen und dazu wusste er jetzt, wie viel Glück er seinem Leben schon besaß.
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